Falter - 21.09.2011

Perspektiven-wechsel im Kunstprogramm des steirischen herbst



Inzwischen mischen sich ja verstärkt geopolitische und sozialkritische Fragen in jene Bilder, mit welchen die Kunst uns nahelegt, die eigene Realität zu überprüfen. Das herbst-Thema "Zweite Welt„ ist auch Titel der heuer in der Galerie Zimmermann Kratochwill eingemieteten herbst-Ausstellung, die das Kuratorinnenkollektiv WHW (What, How & for Whom) verantwortet. Und man darf gespannt sein, welche imaginären und politischen Perspektivenwechsel der eher resignativ klingenden Vorankündigung folgen werden, was WHW den "weitgehend apokalyptisch gewordenen„ Vorstellungen einer anderen Welt entgegenhalten werden. Dass unsere Gesellschaft jedenfalls durch "Subversionen aller Art„ gehörig unter Druck geraten ist, ist auch bei Camera Austria Ausgangspunkt ihrer inzwischen längerfristigen Beschäftigung mit dem, was unsere Gemeinschaft ausmacht ("Communitas - Unter anderen„). Unter anderen ist auch der polnische Künstler Artur Zmijewski, der vor zwei Jahren den steirischen-herbst-Beitrag von Camera Austria alleine bestritt, wieder mit drei Arbeiten vertreten, in denen er der traurigen Realität unter der Oberfläche utopistischer Maßnahmen zur Weltverbesserung nachspüren wird. Auch das Kulturzentrum bei den Minoriten hat ihn gemeinsam mit vielen anderen eingeladen, die Bedingungen zu erörtern, unter denen heute von einer Wiederkehr der Religion in der Kunst gesprochen werden könnte ("Irrealigious!„). The smallest gallery, wird dagegen den Animismus ins Fenster stellen ("If it is not beside you it is inside you„), Danica Dakic wird den Mursteg mit Wiegenliedern beschallen ("Lullaby of the Earth/Graz„).

Ulrich Tragatschnig
wukonig.com