Kleine Zeitung - 15.10.2011

Vom Durchrauschen und vom Abschalten



Nach dem herbst pflegen Sie ja gern zu verreisen, um neue Eindrücke und Ideen und Kontakte zu sammeln. Brasilien war's vor zwei Jahren. Wo geht's heuer hin?

VERONICA KAUP-HASLER: Wieder nach Brasilien, nach Argentinien, eventuell auch nach Kolumbien. Das sind aber reine Arbeitsreisen für Schwerpunkt-Projekte im herbst 2012. Unbedarfte fragen ja immer: "Und? Was machen Sie denn so zwischen zwei Festivals?"

Und, was machen Sie denn . . . ?

KAUP-HASLER: Wir haben natürlich schon längst für 2012 begonnen, alle Reisen, Recherchen, Treffen, Gespräche rauschen jetzt durch bis Mitte März, wenn das neue Programm en gros schon stehen muss. Energetisch ist diese Hälfte des Jahres am härtesten.

Keine Atempausen also?

KAUP-HASLER: Doch, einerseits immer direkt vorm Festival. Heuer war ich im August zwei Wochen am Comer See, da wurde der Laptop nur aufgeklappt, um mit meiner Hannah (12) und meinem Valentin (7) "Fluch der Karibik" anzuschauen oder Zeichentrickfilme von Hayao Mi-yazaki. Und Gott sei Dank gibt's Weihnachten, da kann man alle Vernachlässigten versöhnen, obwohl es – so komprimiert – auch anstrengend ist. Die Balance zwischen Arbeit und Privatem braucht man jedenfalls, um den Stress leichter zu bewältigen, um nicht sozial zu vereinsamen. Die Kinder, die ich nie gern länger allein lasse, sind bei meinen Absenzen pflegeleicht, aber die Freunde etwa erwarten in meinen seltenen Freizeiten außergewöhnliche Präsenz – für die koche ich dann gern auf. Nur die geschenkten Bücher zu lesen, das schaffe ich fast nie.

INTERVIEW: MICHAEL TSCHIDA
wukonig.com