Kleine Zeitung - 11.09.2011

Ein Kultur-Hauptstädtchen

Zum ersten Mal besetzt der steirische herbst während des Festivals einen ganzen Distrikt: das Mariahilferviertel. Auf wen Kulturmenschen dann treffen: die Lokalmatadoren.



Ein Charme, der bald in hoch potenzierter Intensität durch Graz-Mariahilf strömen wird. Basislager des herbst: das Hotel Mariahilf. Dort zieht Anthony Saxton in seine herbst-Bar ein. Vorbei das Packerlsuppen-Verkostungsdasein. Im Hotel selbst wird das Zimmer 113 ("das so nicht existiert," wie Hoteldirektor Dominik Flaßer, 24, korrigiert) von Künstlern, Besuchern und Gästen bespielt und besetzt. Flaßer freut sich auf den herbst. An die 30 der 45 Zimmer seien bereits für herbst-Aktive reserviert. Der Rest: Touristen, Businesskunden, Stammgäste. Flaßer: "Die positive Energie ist schon zu spüren."

Die Künstlerin Marua Sagadin gestaltet einen Mikrokosmos, ein Städtchen in der Stadt, das alles beinhaltet, was man zur Selbstversorgung braucht: einen Club (Kunsthaus), eben die herbstbar, den Laden (tag.werk), das Café (Centraal) und andere (siehe oben). "Das Viertel funktioniert als Ort, ich werde nur Dinge aufgreifen und verstärken," so Sagadin. Mit Leuchtschriften und Graffiti-"beschmierten" Tisch-Bank-Skulpturen schafft sie Großstadt-Stimmung. "Es soll einladend, aber auch unheimlich kontrolliert wirken" dafür sorgen an den Ausgängen Leuchtbuchstaben mit Aufschriften wie "No Go" Sperrzone.

In der Lobby herbstelt's schon. Der japanische Performer Michikazu Matsune bastelt an Motiven, die er in seine Tourismusführungen ab 11. Oktober einbauen wird. Sein erster Eindruck von Mariahilf: "Es ist so vieles auf einmal."

Diese Worte noch im Kopf, entern wir das Centraal. Draußen Sonnenschein, drinnen steht der Dunst. "Ach, ich erinnere mich noch an den herbst 1979, als der herbst auf die Straße ging. Ich denke, das wird gut„" sagt Kellner Siegi Galler, während er Bier zapft und Wodka einschenkt.




NINA MÜLLER, JULIA SCHAFFERHOFER
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