Falter - 21.09.2011

Die Kunst der Verweigerung im Performance-, Tanz- und Theaterprogramm



Szenische Kunst nimmt im steirischen herbst 2011 eine besondere Rolle ein. Nicht nur, weil sie das Spezialgebiet von Intendantin Veronica Kaup-Hasler ist, sondern auch, weil der Performance- und Erlebnischarakter längst in alle Bereiche der Kunst vorgedrungen ist - insbesondere im avancierten Bereich, wo die Grenzen der Genres ohnehin verschwimmen. Genau dieser Offenheit in Form und Praxis widmet sich die Eröffnungsproduktion der Starchoreografin Anne Teresa De Keersmaeker mit dem simplen Kunstgriff, Sänger tanzen und Tänzer singen zu lassen ("Cesena„, Musik. Ltg.: Björn Schmelzer). Damit kommt auf charmante Weise auch das Prinzip Dilettantismus ins Spiel, das so gerne zitiert wird, wenn es darum geht, die Arbeit des Grazer Theaters im Bahnhof zu beschreiben. Für den heurigen Herbst wurde dort am musikfreien Männergesangsabend "Time to get ready for love„ gebastelt. Als Regisseur konnte Robin Arthur von Forced Entertainment gewonnen werden. Keine Kartoffel gibt es im Performanceprojekt "Potato Country„ der schwedischen Choreografin Gunilla Heilborn - ein Geheimtipp. Am Ende der ersten herbst-Woche stehen u.a. Rodrigo Garcías "Gólgata Picnic„ und Eszter Salamons "Tales Of The Bodiless„, ein bewegungsloser Tanz, der von Verlust und Auflösung der Körper erzählt. Bis zum letzten herbst-Brunch am 16.10. folgen zahllose weitere szenische Highlights, u.a. ungewöhnliche Auftragsarbeiten an die mit Graz eng verbundenen jungen Autoren Jörg Albrecht, Johannes Schrettle und Gerhild Steinbuch. Für schmale Zeitbudgets hat die Intendantin ein Rezept "Schneller schlafen!„

Hermann Götz
wukonig.com