Der Standard - 04.10.2011

Eismeerforscher in den eigenen Gehirnen

Wer in die "Terra Nova" der Kompanie Crew aufbricht, kann auch in sich selbst Entdeckungen machen



Das menschliche Gehirn als große eisige Terra incognita: ein schönes Bild, in das man von der aus Brüssel stammenden Kompanie namens Crew geführt wird. In ihrer beim Steirischen Herbst erstmalig im deutschsprachigen Raum aufgeführten Produktion Terra Nova verknüpft die Gruppe um den Künstler und Ex-Comiczeichner Eric Joris die Geschichte der tragischen Eismeerexpedition von Robert Scott mit jener der modernen Gehirnforschung.

Und das Publikum soll dabei selbst auf eine aufregende Entdeckungsreise geschickt werden. Ausgestattet mit Videobrillen und Kopfhörern, taucht man in eine technische Kunstwelt ein, in der man sich im besten Fall ein bisschen verliert. Und eines ist bei der Expedition so wie im realen Leben: Man glaubt den Verlauf selbst zu beeinflussen und zu steuern, tut dies aber nur zum Teil.

Die Gruppe will mit diesem Rundgang Fragen aufwerfen: Wie konstruieren wir unser Bewusstsein? Wo beginnt die Manipulation? Und vor allem: Kann man dem eigenen Körper und seinen Wahrnehmungen, denen wir weitgehend ausgeliefert sind, überhaupt trauen?

Terra Nova , für dessen künstlerische Leitung Eric Joris und Stef De Paepe verantwortlich zeichneten, ist nicht nur eine Theateraufführung (Texte von Peter Verhelst), es ist auch eine multimediale Installation, bei der die Besucher selbst Teil des Geschehens werden. Dabei bewegt man sich synchron in der realen und der virtuellen Welt.

Das "virtuelle Abenteuer", das die Truppe verspricht, kann wahlweise auf Deutsch oder Englisch erlebt werden.

Colette M. Schmidt
wukonig.com