Kleine Zeitung - 05.10.2011

Dicht vernetzte Partner

Das "musikprotokoll" bespielt die üblichen Konzertsäle, verlässt sie aber auch zum tönenden Stadtspaziergang und klinkt sich international ein.



"Eigentlich", sinniert Christian Scheib, "ist das "musikprotokoll" der einzige Ort innerhalb des ORF, wo wirklich Originäres produziert wird." Der nunmehr hauptberufliche Manager des Radio-Symphonieorchesters Wien muss es wissen, war er doch bis Ende September Musikchef von Ö 1. Schon seit 1995 kuratiert er das "musikprotokoll", dem er in seiner Mischung aus "klassischen" Konzerten und akustischen Experimenten singulären Charakter innerhalb der Festivals Neuer Musik attestiert.

Mit diesen pflegt das 1968 von Emil Breisach ins Leben gerufene "musikprotokoll" enge Kontakte: Am Projekt "CineChamber" beteiligen sich sieben europäische Festivals. "Das ist ein beispielgebendes Kooperationsmodell", schwärmt Scheib. Graz ist die zweite europäische Station der in den USA entwickelten Technologie. "Sie können überall Surround hören, aber nur in unserem 360-Grad-Kino auch Surround sehen", erläutert der künstlerische Leiter Naut Humon, der die Plattform im Dom im Berg nicht nur als Veranstaltungsstätte für maximal 150 Besucher sieht, sondern auch als künstlerisches Instrument, für das etliche Künstler eigene Beiträge kreiert haben.

Kooperation pflegt das "musikprotokoll" nicht nur mit dem "steirischen herbst", der gemeinsam mit dem ORF für das seit vielen Jahren auf 180.000 Euro eingefrorene Programmbudget aufkommt, sondern auch mit dem Medienturm, und zwar bei der Konzertreihe "Hauntings" in der "generalmusikdirektion".

Bei den "klassischen" Konzerten in der List-Halle warten das Klangforum Wien, das Radio-Symphonieorchester Wien und das ensemble recherche mit zahlreichen Ur- und Erstaufführungen auf, wobei mit Elisabeth Harnik, Agata Zubel und Rita Ueda auch drei Komponistinnen zum Zug kommen.

"Der Pfad zur linken Hand", ein "akustisches Sittengemälde" von Marcus Maeder, lädt zum Spaziergang durch die Grazer Innenstadt mit einem Smartphone.

ERNST NAREDI-RAINER
wukonig.com